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Unterwegs - Naturtakte

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Naturtakte

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Unterwegs

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Das Projekt "Reisebilder aus Lebenswelten" wird in Kurzgeschichten, begleitet von Reiseaufnahmen, entspannt und nachdenklich Beobachtungen und Erlebnisse beschreiben. Hier werden nach und nach bebilderte Leseproben eingestellt.
  Die schönste Chimere der Welt

Das Flugzeug setzte ruckartig auf und schlenkerte etwas über die Piste. Es war am Morgen, aber mir kam es vor wie abends vor der Dämmerung. Ich war nach dem anstrengenden Nachtflug müde. Halb in Trance absolvierte ich Pass, Zollkontrolle und glücklicherweise rollte ziemlich rasch unser Gepäck auf das Transportband. Wir frühstückten ausgiebig im Flughafen, danach ging es uns besser.
Als wir aus dem Flughafen traten, peitsche uns nasser kalter Regen entgegen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wir hatten gedacht, im südafrikanischen Frühling zu landen. Im Mietauto kamen wir uns vor, wie in einem U-Boot, welches Meereswogen durchfurcht. Ich versuchte, im Rhythmus des Scheibenwischers Straßenschilder zu erkennen. „Waterfront“ war gut zuerkennen, wie passend zu dem, was draußen passierte. Also kamen wir dorthin, fanden einen Parkplatz vor einem ziegelroten Gebäudekomplex. Die wenigen Meter bis in das Gebäude waren viel zu lang in dem wogenden und tobenden Wetter. Ich bekam Wasser in den Mund, dies war salzig. „Aquarium“ hatte ich draußen gelesen, das sei wohl jetzt ein Scherz, dachte ich. Mein Mann lief bereits zur Menschenschlange an der Kasse.
Wir begannen unseren Rundgang durch das Two Ocean Aquarium in Kapstadt. Kindergruppen standen an den Scheiben, dahinter wirbelte und huschte es so bunt und fröhlich, wie ich die Kinder wahrnahm. Zwischen Korallen schwammen die farbenprächtigen Rifffische. Ich begann anzukommen im Regenbogenland. Das riesige Becken mit den Makrelenschwärmen und den Haien mit ihren Zähnen versetzte mich vollständig in eine andere Welt. Doch in der Dunkelheit zwischen den Aquarien wurde ich wieder müde. Ich setzte mich vor eine Glasscheibe und beobachtete die Tierchen dahinter. „Hippocampus“ stand an der Seite. `Sehr grazil, wie sie sich bewegen`, dachte ich und schaute zu, wie sie langsam und elegant durch das Wasser schweben. Dabei schlief ich ein...
Balance

Ganz langsam blähen sich über dem Platz schillernde Illusionen auf, um wieder zu zerplatzen. Die Leute bleiben kurz stehen, schauen den Männer zu, einige legen Münzen in einen Korb und lächeln den irisierenden Blasen zu, die die Männer erzeugen und als abgestimmtes Farb- und Formenspiel darbieten. Einer der Beiden konzentriert sich auf seinen Atem. Aus der Tiefe seines Körpers scheint er die Farben seiner Seele auszuhauchen. Er steuert den Luftstrom in einen kleinen Ring und damit die Dicke und Größe der Seifenblasen, die vielleicht sein Mittel sind, sich der Welt mitzuteilen. Wie lange mag er dies geübt und reflektiert haben, bis er mit seinem Atem so leicht und kontrolliert Formen und Farben zum Schweben brachte? Der andere Mann erspürt und bewegt sich mit dem Wind und zieht aus einem seifengetränkten Faden, mit zwei Stäben verbunden, die passenden Formen zu den Lichtreflexionen seines Partners. Nicht weit von ihm jongliert ein anderer Straßenkünstler mit Keulen. Locker und wie von selbst schwirren, drehen und gleiten die Keulen durch die Luft, um für einen Moment in seiner Greifhand zu landen. Manchmal kreisen sie auf der Hand, bevor die Keulen wieder nach oben zu schwirren, aneinander vorbei, sich niemals berührend. Der Blick des Jongleurs ist immer auf die Höhe der Keulen gerichtet, auf deren Wendepunkte in der Luft, während die Arme, Handgelenke und Finger scheinbar wie von selbst, in Abstimmung mit dem Keulenflug, elegante kleine Bewegungen ausführen. Nur wenn der Straßenkünstler seine Darbietung unterbricht, gleitet eine Hand ruckartig nach oben und die Konzentration fällt von ihm ab: Lächelnd nimmt er jetzt seine Umgebung war, der er die feinen Möglichkeiten von Muskelspielen in Koordination mit seinen Gehirnhälften mitgeteilt hat. Wie lange mag er geübt und wiederholt haben, bis Wille und Muskeln sich so koordiniert verbanden? Über die marmorierten Platten des Platzes kommt ein Paar geglitten, unterbrochen von blitzschnellen Wendungen und Bewegungspausen, die keine sind, weil ein Bein gleitend des Anderen  Bein streichelt. Die beiden tanzen, als wäre niemand auf dem Platz. Sie scheinen nur für sich miteinander in den Rhythmen der Musik verwoben...
Der wundertätige Ikon
 
 
„Der HERR, der über den Bug des Schiffes schaute, hatte einen unglaublichen weitsichtigen Blick. Die tiefe Ruhe, die aus seinem Gesicht sprach, könnte man als Phlegmatismus deuten, das war es aber wohl nicht, eher Erhabenheit und Wissen. Wer war das?“
 
Zwei Männer sind miteinander ins Gespräch gekommen und schlendern durch den kleinen Park. Am ehrfürchtigen Mammutbaum angelangt, setzen sie sich einander zugewandt auf eine Bank. Der Stamm mit rotbrauner Spaltenrinde gibt die perfekte Kulisse für eine Altherrenbekanntschaft.
„Nachdem ich IHN das erste Mal gesehen hatte, bin ich immer wieder hierhergekommen.“, antwortet der hagere Mann mit kleinem grauen Lippenbärtchen und zieht den Reißverschluss seiner etwas abgewetzten Fließjacke hoch. Sein furchiges Gesicht würde einen vergrämten Eindruck hinterlassen, wenn nicht unter weißen buschigen Augenbrauen ein klarer gelassener Blick zu seinem Gegenüber strahlen würde. Dieser trägt helle lässige Leinenkleidung und macht einen saturierten Eindruck. Damit passt er in die Schublade „westeuropäischer Tourist“. Er ist tatsächlich ein Fremder in dem Balkanland. Die Unterschiedlichkeit der beiden alten Männer könnte eigentlich nicht größer sein. Der Fremde wartet höflich und hofft, dass sein Gesprächspartner fortfährt und er noch einiges Wissenswertes erfährt. Dieser schweigt allerdings und schaut zu Boden, seine buschigen Augenbrauen zucken. Der Andere beginnt am Stamm des Mammutbaumes hinaufzuschauen, als ob er dort oben im fernen vernadelten Geäst eine Antwort finden würde, wer der HERR sei.
Phantasievolle Gedanken nach einer Führung auf Stirling Castle in Schottland, wo Maria Stuart mit neun Monaten gekrönt wurde

Hinauf zur mächtigen Burg, die auf einem Vulkanfelsen über der von fernen schottischen Bergen eingerahmten Ebene thront, rollte die Kutsche von Sir James Hamilton. Er, der Earl von Arran, war Mitglied des schottischen Kronrates und seit dem Tod von König Jakob V. vor neun Monaten Regent von Schottland. Hamilton war noch jung, aber sehr klug und durch Aufenthalte in Frankreich hatte er nichts vom Image des schottischen Landadels. Nun sollte die Tochter Mary von Jakob V., gerade neun Monate alt, zur Maria I., Königin von Schottland, gekrönt werden. Mary Stewart war sechs Tage alt gewesen, als ihr Vater im Dezember 1542 starb, seitdem also Thronfolgerin, da all ihre älteren Geschwister sehr jung
verstarben. Die Engländer hatten weder Interesse an der Krönung Mary`s zur infantilen Königin unter schottischer Obhut,  noch waren
die Macht- und religiös verursachten Streitereien zwischen England und Schottland nur annähernd befriedet. Jakob V. hatte Schottland in der päpstlich geführten Alten Allianz mit den Franzosen belassen wollen. Sein Onkel Heinrich IV., der König von England, wandte sich vom Katholizismus ab und gab der Reformation Raum.

Duncans Kalesche stand auf dem Hof, er muss also gerade eingetroffen sein, dachte Hamilton, als er ausstieg. Er und Duncan hatten durchgesetzt, dass die Krönungszeremonie hier auf Stirling Castle im kleinen Rahmen mit schottischen Adligen stattfinden sollte.
Hamilton traf Duncan in der Great Hall. Im großen Kamin flackerten Holzscheite.
„Der Juli ist bisher recht kühl“, meinte Duncan, „ich habe die Schafe erst jetzt in die Highlands treiben lassen.“
„Jakob hat nicht viel hinterlassen, Schafe allerdings genug!“ antworte Hamilton, „wir müssen die Infantin verheiraten.“...
Kreuzwege

...In dem Park von Eisgrub; Lednice, ließ ich die Gedanken kreisen und meinen Körper nach der Fahrradreise ruhen. Auf dem Grenzweg des ehemaligen Eisernen Vorhanges und beim Kennenlernen dieser feinen Kulturlandschaft, spürte ich viel Nachhall von Machtansprüchen und Krieg. Mir war wieder einmal klargeworden, wie unschätzbar wertvoll die Momente der Menschheit sind, in denen das Leben in Frieden gestaltet werden kann.
 
Als ich die spätbarocke Nickolsburg besichtigte, erinnerte mich ein Brunnen an mein Pferd zu Hause. Ich wusste es entspannt in seiner Herde  grasen. Aus dem kämpferisch wirkenden Knecht hinter dem getriebenen Brunnenpferd spricht trotz aller bildhauerischer Gestaltungsharmonie eine harte Zeit.
  
Eigentlich hatte ich mit dem Fahrrad zu schnell die überraschend schöne und interessante Route absolviert. Indessen beim Wanderreiten, wie ich es durchführen möchte, lerne ich vom Pferd , dass der momentane Frieden dann kommt, wenn jeder sich die Zeit nehmen kann: Die Zeit, die seine eigene Lebensart benötigt. Das wäre vielleicht ein Kreuzweg in die Zukunft, denke ich. Derweil betrachte ich das spätgotische Schloss Eisgrub, gebaut zu Beginn des industriellen Zeitalters. Ich frage mich, ob der Bauherr die Zeit rückwärts drehen wollte mit all den Türmchen und Rosetten nach mittelalterlicher Fasson. Will ich auch die Zeit zurückdrehen?
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